Was ist Osteopathie?
Osteopathie – Der Mensch als eine untrennbare Einheit
Osteopathie als eigenständige Medizin
Die WHO definiert die Osteopathie als eine eigenständige Medizinform, die sowohl Diagnose als auch Behandlung umfasst und sich von anderen Gesundheitsberufen deutlich abgrenzen lässt, in denen auch manuelle Techniken zur Anwendung kommen: „Zwar finden manuelle Techniken in verschiedenen manualtherapeutischen Berufen Anwendung, doch stellen die besondere Art der Einbindung osteopathischer Techniken in das Patientenmanagement, ebenso wie die Länge, Frequenz und Auswahl der jeweiligen Technik unverwechselbare Aspekte der Osteopathie dar.“
Tatsächlich unterscheidet sich der Einsatz manueller Techniken in der Osteopathie von anderen manuellen Therapieformen teils deutlich. Denn die osteopathische Diagnose ist sehr ausdifferenziert und erlaubt sehr genaue Befunde, zudem erweist sich der therapeutische Einsatz osteopathischer Techniken meist als sehr wirksam. Und schließlich ist eine Vielzahl der manuellen Techniken spezifisch, findet also ausschließlich in der Osteopathie Anwendung.
„Die Natur war gedankenreich genug, alles in den Menschen hinein zu geben, was unter ‚Medikamente’ zu verstehen ist.“ – Andrew Taylor Still
Die drei Prinzipien der Osteopathie
1. Das Zusammenwirken von Struktur und Funktion
Das erste Prinzip der Osteophatie beschreibt das Zusammenwirken von Struktur und Funktion. Demnach bestimmt einerseits die Struktur die Funktion, und andererseits formt die Funktion die Struktur. Dies lässt sich z.B. an Organen beobachten, die in der Regel wachsen, wenn ihre Funktion zunimmt, und verkümmern, wenn ihre Funktion abnimmt. Hier setzt die Osteopathie an: Indem sie die Funktion überprüft (Diagnose), erhält sie Aufschluss über die Struktur. Indem sie einer geschädigten Struktur zu ihrer ursprünglichen Funktion zurück verhilft (Behandlung), ermöglicht sie den Selbstheilungskräften, den Schaden an der Struktur zu beheben. Damit ist der wesentliche Gegenstand der Osteopathie beschrieben: das Aufspüren und Behandeln von Dysfunktionen.
2. Der Organismus als untrennbare Einheit
Weil aber kein Organ für sich alleinsteht, haben Dysfunktionen immer Auswirkungen auf andere Strukturen und deren Funktionen. Ist z.B. die Beweglichkeit des Brustkorbs eingeschränkt, behindert dies zwangsläufig die Lungenfunktion. Tatsächlich lassen sich bei lokal auftretenden Beschwerden diagnostisch sehr oft auf- oder absteigende Dysfunktionsketten feststellen, die ganze Bereiche des Körpers durchziehen. So kann z.B. eine Dysfunktion im knöchernen Bereich des Beckens zu Schmerzen in den Leisten, Knie- und/ oder Fußschmerzen führen. Patienten reagieren oft verwundert, wenn ein Osteopath ihre lokal begrenzten Beschwerden nicht weiter beachtet, sondern sie an ganz anderer Stelle behandelt. Osteopathen arbeiten eben nicht symptomorientiert, sondern suchen nach der ursprünglichen Dysfunktion.
3. Die Unterstützung der Selbstregulation
Durch das manuelle Wiederherstellen eingeschränkter Funktionen aktiviert der Osteopath den körpereigenen Regulierungs- und Heilungsprozess.
Diese Fähigkeit des menschlichen Organismus, sich innerhalb gewisser Grenzen selbst regulieren und heilen zu können, bildet das dritte Prinzip der Osteopathie. Diewesentliche Aufgabe von Osteopathen besteht darin, alle Hindernisse zu beseitigen, die der Selbstheilung im Wege stehen. Medikamente und invasive Eingriffe werden damit überflüssig.